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Weltweites Megawachstum bei Erneuerbaren

News vom 03.06.2025

Schaut man sich die letzten Jahresstatistiken der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) an, wird schnell deutlich, in welche Richtung sich die globale Energieversorgung entwickelt: Entfielen 2022 insgesamt 80 Prozent aller neu errichteten Kraftwerke auf regenerative Energien, stieg der Anteil im Folgejahr bereits auf 86 Prozent. 2024 nun der nächste Rekord: Mit einem Zubau von 585 Gigawatt machten Erneuerbare-Energie-Anlagen bemerkenswerte 92,5 Prozent des weltweiten Zubaus aus. Neue fossile und atomare Kraftwerke finden sich demnach in den verbleibenen 7,5 Prozent.

Insbesondere die Solarenergie erlebt einen beispiellosen Boom: Mit rund 452 Gigawatt deckte sie mehr als drei Viertel des Kapazitätszubaus ab und wuchs gegenüber dem Vorjahr um 32,2 Prozent auf insgesamt 1.865 Gigawatt installierte Leistung. Es folgte die Windenergie mit einem Wachstum von 11,1 Prozent auf insgesamt 1.133 Gigawatt. Beide Technologien führen die globale Transformation des Energiesystems an. Zusammen machten sie im vergangenen Jahr 96,6 Prozent des gesamten Nettozubaus der Erneuerbaren aus. »Erneuerbare Energien lassen das Zeitalter der fossilen Brennstoffe schwinden«, kommentiert UN-Generalsekretär António Guterres die Entwicklung. »Ein Rekordwachstum schafft Arbeitsplätze, senkt die Stromrechnungen und sorgt für saubere Luft. Erneuerbare Energien erneuern die Wirtschaft«, so Guterres weiter. Der Umstieg müsse jedoch schneller und gerechter verlaufen – alle Länder müssten die Chance haben, von günstiger, sauberer Energie zu profitieren.

Denn auch das zeigt der Bericht der Irena: Das Megawachstum reicht noch nicht aus, um die installierte Leistung der Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen. Darauf hatte sich die Weltgemeinschaft vor anderthalb Jahren auf der Klimakonferenz in Dubai geeinigt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Windkraft, Solar und Co. in Zukunft jedes Jahr um 16,6 Prozent zulegen; 2024 waren es 15,1 Prozent. Zudem ist das Wachstum geografisch noch sehr ungleichmäßig verteilt: Asien belegte auch 2024 wieder die Spitzenposition, wobei China allein fast zwei Drittel des globalen Zubaus beisteuerte. Auf die wirtschaftlich starken G7-Länder entfielen 14,3 Prozent. Den geringsten Anstieg gab es in Mittelamerika und der Karibik, die gerade mal 3,2 Prozent zu den neuen Ökostromkapazitäten beitrugen. Das muss jedoch nicht so bleiben, denn gerade Entwicklungs- und Schwellenländer dürften perspektivisch von den drastisch gesunkenen Preisen für Solartechnologie profitieren.

Wie schnell das gehen kann, zeigt sich aktuell in Pakistan. Photovoltaikmodule mit einer Leistung von 17 Gigawatt hat das Land 2024 nach Angaben des Thinktanks Ember importiert. Das entspricht etwa einem Drittel der Kapazität der gesamten staatlichen Energieversorgung. Treiber dieser Entwicklung ist nicht etwa der Staat, es sind die privaten Verbraucher:innen und Unternehmen – und die konkurrenzlos günstige Solartechnik aus China. Wer es sich leisten kann, schafft sich mit den importierten Modulen eine Alternative zur staatlichen Energieversorgung. Denn Strom ist in Pakistan teuer und das Stromnetz schwach, häufig treten Blackouts auf, während der Klimawandel zu extremen Hitzewellen und einem steigenden Bedarf an Kühlung führt. Das Solarmodul auf dem Dach bedeutet hier auch: Weniger Stromausfälle an heißen Tagen, die Klimaanlage läuft. Einen weiteren Schub für Solarstrom könnten fallende Preise für Batteriespeicher auslösen. Möglich auch, dass Pakistans Solarboom ein Vorbote für andere sonnenreiche Länder im globalen Süden ist.