Angesichts von Klimakrise, geopolitischen Risiken und fossilen Abhängigkeiten bleiben regenerative Energien weiterhin der zentrale Wachstumsmotorin der Energiewirtschaft: Rund 386 Milliarden US-Dollar wurden im ersten Halbjahr 2025 weltweit in Solarenergie, Windkraft und andere Erneuerbaren-Projekte investiert. Das ist ein neuer Rekord und entspricht einem Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie der Forschungsdienst Bloomberg New Energy Finance in seinem aktuellen »Renewable Energy Investment Tracker« berechnet hat. Dabei ist das Wachstum regional unterschiedlich verteilt: Während Europa einen Investitionsschub verzeichnet, erfahren die USA einen starken Einbruch. China bleibt mit einem Anteil von 44 Prozent an den globalen Neuinvestitionen der größte Markt.
Auslöser für den Einbruch in den USA sind dem Bericht zufolge die politischen Unsicherheiten nach den US-Bundeswahlen 2024. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2024 gingen die Investitionen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 20,5 Milliarden US-Dollar zurück; das entspricht einem Minus von 36 Prozent. Viele Unternehmen, die Ende 2024 noch eilig Projekte angeschoben hatten, um sich Steuergutschriften zu sichern, verlangsamten ihre Aktivitäten im ersten Halbjahr 2025 aufgrund der energiepolitischen Kursänderungen der neuen US-Regierung.
In der Europäischen Union dagegen, wo Maßnahmenpakete wie der Green Deal und die nationalen Förderprogramme der Mitgliedsstaaten weiterhin für stabile Rahmenbedingungen sorgten, ist die Investitionsbereitschaft spürbar gestiegen: Fast 30 Milliarden US-Dollar mehr als noch im zweiten Halbjahr 2024 sind hier in den ersten sechs Monaten des Jahres in regenerative Projekte geflossen – ein Anstieg um 63 Prozent. Die Analyst:innen von BloombergNEF vermuten dahinter auch eine Umverteilung von Kapital aus den USA in Richtung Europa – insbesondere im Offshore-Windsektor.
Welche Dynamik eine konsequente Umsetzung der EU-Gesetzgebung etwa beim Ausbau der Windenergie auslösen kann, zeigt aktuell das Beispiel Deutschland: Rund 2.186 Megawatt Nennleistung wurden hier im ersten Halbjahr 2025 nach Daten des europäischen Dachverbandes WindEurope installiert. Das entspricht fast einem Drittel des europaweiten Zubaus und sichert Deutschland die Spitzenposition im europäischen Ländervergleich. Auf Platz zwei landete mit klarem Abstand Spanien mit 889 Megawatt, gefolgt von Großbritannien mit 760 Megawatt auf dem dritten Platz. »Der Erfolg in Deutschland basiert auf der geordneten Umsetzung der Beschleunigungsgesetze aus Europa, der Straffung von Genehmigungsverfahren und der Flächenvorgabe des Bundes sowie zugleich auf einer starken und leistungsfähigen Branche«, kommentiert Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie, die Zahlen.
Zwar ist der Zubau in Europa insgesamt noch zu niedrig, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, die Vorbestellungen für neue Anlagen und die anziehenden Investitionen weisen aber in die richtige Richtung. So wurden im ersten Halbjahr 2025 europaweit Windräder mit einer Leistung von 11.300 Megawatt bestellt – laut WindEurope fast 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die finalen Investitionsentscheidungen für Windenergieprojekte beliefen sich von Januar bis Juni 2025 auf 34 Milliarden Euro – das ist bereits mehr als die Investitionen im gesamten Jahr 2024. »Vorbestellungen, Investitionsentscheidungen und Neugenehmigungen unterstreichen den positiven Ausblick, den die Branche in die Zukunft hat«, ist Bärbel Heidebroek überzeugt. »Die Regierungen der Mitgliedsstaaten sollten durch weitere Beschleunigung und Straffung von Verfahren diese Tendenz verstetigen.«