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Ausblick 2030: Erneuerbare auf dem Vormarsch

News vom 09.12.2025

Ja, es gibt sie, die Herausforderungen bei Lieferketten, Netzintegration und Speicherung regenerativer Energien, ebenso wie die politischen Veränderungen in zentralen Staaten wie den USA. Und doch setzt sich die globale Energiewende mit beeindruckendem Tempo fort: Laut Prognose der Internationalen Energieagentur IEA wird sich die installierte Kapazität der Erneuerbaren bis 2030 mehr als verdoppeln. Das entspricht einem Zuwachs um 4.600 Gigawatt in nur fünf Jahren – so viel wie die aktuelle Stromerzeugungskapazität Chinas, der Europäischen Union und Japans zusammen, quer über alle Energieträger hinweg.

Der globale Solarboom bleibt der Haupttreiber dieser Entwicklung: »Das Wachstum der globalen Kapazitäten erneuerbarer Energien wird in den kommenden Jahren von der Photovoltaik dominiert werden«, berichtet IEA-Direktor Fatih Birol, »aber auch Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie werden ihren Beitrag leisten.« Rund 80 Prozent des Zubaus bis 2030 entfallen laut der Prognose auf Solarenergie; sie ist in vielen Ländern die kostengünstigste Option für die Stromerzeugung. Doch auch Windkraft dürfte kräftig zulegen: Die IEA geht davon aus, dass sich die installierte Gesamtkapazität auf etwa 2.000 Gigawatt fast verdoppeln wird und die Angebotsengpässe bei den Herstellern zurückgehen.

Der dominierende Markt, auf den mehr als die Hälfte des Erneuerbaren-Zubaus entfällt, bleibt China. Mit seiner unterstützenden Politik gehört allerdings auch Indien zu den Treibern der Energiewende und entwickelt sich laut IEA-Prognose zum zweitgrößten Wachstumsmarkt. Für die Europäische Union erwarten die Energieexpert:innen ebenfalls ein stärkeres Wachstum als zuletzt angenommen. Gründe sind unter anderem der anziehende Windkraft-Ausbau an Land in wichtigen Märkten wie Deutschland sowie ein unerwarteter Anstieg langfristiger Stromabnahmeverträge mit Unternehmen, insbesondere bei großen Solarprojekten. Steigen wird die Nachfrage zudem in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern Asiens, des Nahen Ostens und Afrikas. Dem gegenüber steht ein starker Einbruch in den USA infolge der veränderten Energiepolitik unter Donald Trump: Hier hat die IEA ihre Wachstumsprognose im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent gesenkt.

Dass die positive Entwicklung in anderen Teilen der Welt den US-Einbruch zum großen Teil kompensieren kann, hat vor allem ökonomische Gründe, denn regenerative Energiequellen sind fossilen Brennstoffen im Kostenwettbewerb inzwischen klar überlegen: Laut Internationaler Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) waren 2024 schon 91 Prozent der weltweit neu in Betrieb gegangenen Ökostromkraftwerke günstiger als ihre fossil betriebenen Alternativen. Den globalen Strommix dürfte das grundlegend verändern.

So kam es im ersten Halbjahr 2025 bereits zu einem Novum auf dem Energiemarkt: Erstmals stammte weltweit mehr Strom aus erneuerbaren Quellen als aus Kohle, wie die Daten der Denkfabrik Ember zeigen. 34,3 Prozent steuerten die Ökostromanlagen zur globalen Erzeugung bei. Damit lösten sie die Kohle mit einem Anteil von 33,1 Prozent als wichtigsten Energieträger ab. Weitere gute Nachricht: Die Erneuerbaren wachsen schneller als der steigende Stromverbrauch, den unter anderem künstliche Intelligenz, große Rechenzentren und die Elektrifizierung in die Höhe treiben. 369 zusätzliche Terawattstunden Strom wurden im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbraucht; allerdings speisten allein Wind- und Solaranlagen auch 403 zusätzliche Terawattstunden ein. »Wir erleben die ersten Anzeichen eines entscheidenden Wendepunkts«, sagt Małgorzata Wiatros-Motyka, Stromanalystin bei Ember. »Solar- und Windenergie wachsen mittlerweile schnell genug, um den weltweit steigenden Strombedarf zu decken.«